diotimacomunità filosofica femminile

per amore del mondo Numero 7 - 2008

Donne e Uomini

Traumatisierungen zwischen Frauen und Männern [1]

 

* Si tratta di un testo che sostiene che, non tanto la pratica del separatismo che le donne hanno messo in atto negli anni ’70 nei confronti degli uomini per trovarsi a discutere con libertà, quanto la presa di distanza generale nei confronti del mondo maschile propria di quegli anni ha creato una ferita nel rapporto tra donne e uomini. Non si tratta tanto di tornare indietro negando il valore delle scelte fatte, quanto di pensare al futuro e ai nuovi possibili rapporti tra donne e uomini in un periodo di fine del patriarcato, a cui le donne stesse con il loro atteggiamento hanno contribuito. Dorothee Markert in questo senso riprende il gesto simbolico che Hannah Arendt descrive in Vita activa: il gesto di chiedere perdono, in questo caso per la ferita creata tra i sessi, perché una nuova politica della differenza sessuale possa sorgere da atti precisi come questo. Si tratta di una proposta che ha provocato critiche e discussioni, di cui il testo stesso rende conto.

Si rimanda per una critica in ambito italiano a quella pubblicata da Traudel Sattler su Via Dogana.

 

In einer Diskussion auf der Mailingliste „Gutesleben“ wurde die Frage aufgeworfen, warum so wenig von dem, was Feministinnen erarbeitet haben und was dazu beitragen könnte, drängende Probleme unserer Zeit zu lösen, von Männern aufgegriffen und dort eingebracht wird, wo diese Gedanken gebraucht würden. In meinem Text ging ich von der Erfahrung aus, dass die meisten Männer und auch viele Frauen sofort mit Abwehr reagieren, wenn ein Gedanke oder ein Vorschlag von Feministinnen kommt. Sie erwarten Aggressivität und Verteufelung von Männern und sind ganz erstaunt, wenn sie andere Erfahrungen machen, die dann aber an ihrem „Allergischsein“ gegen den Feminismus generell nichts ändern. Diese Situation interpretierte ich in meinem Text als Ergebnis einer Traumatisierung zwischen Frauen und Männern im Zusammenhang mit der „neuen“ Frauenbewegung, auch Frauenbewegung der 70er Jahre genannt. Während die Entscheidung von Frauen, sich ohne Männer zu treffen, die ich nach wie vor für eine unumgängliche Notwendigkeit halte, zu Beginn der neuen Frauenbewegung Männern freundlich erklärt und daraufhin auch weitgehend akzeptiert wurde, änderte sich der Ton den Männern gegenüber etwa zu Beginn der 80er Jahre. Dies steht sicher in Zusammenhang damit, dass frauenbewegten Frauen durch ihre fieberhafte Forschungsarbeit und zahlreiche Veranstaltungen und Veröffentlichungen in dieser Zeit das Ausmaß der Gewalt von Männern gegenüber Frauen bewusst wurde. Die Wahrnehmung, wie viele Frauen von Misshandlung, Vergewaltigung oder Missbrauch betroffen waren, wie viele Frauen im Privatbereich von Männern ermordet wurden, die Erkenntnis, dass es jede Frau treffen könnte, unabhängig von ihrer Lebensweise, und die Tatsache, dass immer wieder Männerkumpanei die Aufklärung solcher Verbrechen verhindert, kann durchaus als Traumatisierung beschrieben werden. Hinzu kam das wieder ausgegrabene Wissen um die Verbrechen gegenüber Frauen in der Geschichte, vor allem in der Zeit der Hexenverfolgungen. Jede Frau schien tatsächliches oder potenzielles Opfer zu sein, so wurde zunehmend auch jeder Mann als potenzieller Täter betrachtet, alle Männer standen unter Generalverdacht. Wurden Männer zunächst einfach aus Frauenveranstaltungen ausgeschlossen, weil Frauen um ihrer selbst willen unter sich sein wollten, wurde dieser Ausschluss nun zu einer mit Abwertung verbundenen Ausgrenzung. Die Erfahrung dieser Ausgrenzung und Verunglimpfung – so meine These – war auch für Männer traumatisierend. Dass sich Männer kaum offen gegen die negativen Zuschreibungen wehrten, erklärte ich mir mit meiner Erfahrung als Deutsche in Ländern, die im zweiten Weltkrieg sehr unter Deutschen gelitten hatten: Abwertende Äußerungen gegen mich akzeptierte ich als Folge dessen, was andere Deutsche diesen Menschen angetan hatten.

 

In Gesellschaften, in denen das gute Zusammenleben aufgrund von Traumatisierungen erschwert wird, hat sich eine Methode als hilfreich herausgestellt, um aus der Spirale von gegenseitigen Schuldzuschreibungen, von Rechtfertigungen, Vertuschungen, Unoffenheit, Sprachlosigkeit, von Hass, Rachebedürfnis und neuer Gewalt herauszukommen: die Wahrheits- und Versöhnungskommissionen, über deren Arbeit in Südafrika ich gerade einen Film gesehen hatte, als ich diesen Text schrieb. Hier werden Räume geschaffen, in denen ausgesprochen werden kann, was an Unrecht geschehen ist, ohne dass es um Verurteilung und Strafe geht. Die Täter werden konfrontiert mit dem Leid der Opfer, die sie fragen, warum sie ihnen das angetan haben. Dies ermöglicht im besten Fall dem Täter oder der Täterin, Bedauern und Mitgefühl auszudrücken, vielleicht auch um Verzeihung zu bitten. Denn wie Hannah Arendt in „Vita activa“ schreibt, ist Verzeihen die einzige Möglichkeit, die negativen Folgen unseres Handelns nicht als Hypothek in die Zukunft mitschleppen zu müssen.

Auch wenn ich die Traumatisierungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen in einem Land nach Apartheid und Bürgerkrieg nicht mit den Traumatisierungen zwischen den Geschlechtern gleichsetzen möchte, halte ich diesen Ansatz der Aufarbeitung auch hier für den richtigen. Es geht mir um die Anerkennung dessen, was geschehen ist und was Unrecht war. Das wollte ich in meinem Text zur Sprache bringen. Denn dass ich potenzielles Opfer eines Mannes sein kann, heißt ja nicht, dass ich nicht in der Beziehung zu einem Mann auch Unrecht tun könnte. Dass der Gedanke, Opfer oder potenzielle Opfer könnten gleichzeitig auch Täter oder Täterinnen sein, offensichtlich schwer zu ertragen ist, zeigt sich beispielsweise daran, dass es 60 Jahre gedauert hat, bis in Deutschland öffentlich über das Unrecht gesprochen werden konnte, das Menschen in Deutschland durch Bombardierungen und Vertreibungen am Ende des Krieges angetan worden ist. Es zeigt sich auch daran, dass es besonders für Deutsche als Holocaust-Täter fast unmöglich erscheint, das Unrecht anzuprangern, das Israelis den Palästinensern angetan haben und weiterhin antun, vor allem auch deshalb, weil Israelis ja gleichzeitig auch zu Opfern palästinensischer Gewalt werden.

 

In meinem Text erzähle ich dann von einigen Situationen, in denen ich an dem Unrecht der Ausgrenzung von Männern, an der Frontenbildung ihnen gegenüber beteiligt war, sie zugelassen oder gar mit initiiert habe. Beim Nachdenken darüber erkenne ich, dass mir jeweils sehr wohl bewusst war, dass hier Unrecht geschieht, dass ich aber nichts dagegen unternahm, da ich „den Frauen nicht in den Rücken fallen wollte“, also weil ich glaubte, aus Frauensolidarität so handeln zu müssen, und natürlich auch, weil ich zu feige war, mich einer Mehrheitsmeinung entgegenzustellen.

Mit diesem Text wollte ich, von mir selbst ausgehend, einen Anstoß geben zum Beginn einer Aufarbeitung dessen, was ich hier „Traumatisierungen zwischen Frauen und Männern“ genannt habe, damit das geschehene Unrecht nicht weiterhin die Beziehungen und das gute Zusammenleben zwischen Frauen und Männern belasten muss, so dass wir frei werden, auch gemeinsam die Aufgaben anzugehen, die sich uns in der heutigen Welt stellen.

 

Nach der Veröffentlichung des Textes gewann ich den Eindruck, dass es mir nicht gelungen ist, einen solchen Anstoß zur Aufarbeitung zu geben. Die meisten Reaktionen zeigten, dass auf Frauenseite keine Bereitschaft vorhanden war, eigenes Unrecht einzugestehen oder gar zu bedauern. Ich wurde belehrt, es sei kein Unrecht gewesen, dass Frauen sich unter sich getroffen hatten, (was ich auch nicht behauptet hatte), man müsse das, was geschehen sei, aus seiner Zeit heraus verstehen. Einige Frauen reagierten mit Wut, Enttäuschung oder Besorgnis darauf, dass ich, wie sie meinten, mich bei den Männern entschuldigt oder andere Frauen aufgefordert hätte, dies zu tun. Oder es wurde behauptet, ich wolle meine Schuldgefühle pflegen bzw. anderen Frauen Schuldgefühle machen. Interessant war, dass in all diesen Texten davon gesprochen wurde, ich hätte über die Traumatisierungen der Männer geschrieben, während ich ja Traumatisierungen auf beiden Seiten zum Thema gemacht hatte. Dies weist auf das große Bedürfnis hin, die Täter-Opfer-Zuschreibung wieder zu vereindeutigen: Wenn ich über ein Unrecht schrieb, das Männern zugefügt worden war, musste das bedeuten, dass ich dem Unrecht, das Frauen erlitten hatten, kein Gewicht gab, es sogar völlig ignorierte. Und damit hatte ich in diesem Denken ja eindeutig die Fronten gewechselt, so dass tatsächlich Anlass zur Besorgnis bestand.

Es scheint immer noch schwer zu sein, Aussagen zuzulassen, in denen Täter und Opfer nicht eindeutig und ein für alle mal festgelegt sind, als könnten Angehörige einer Gruppierung, die einmal überwiegend Opfer waren und auch weiterhin potenzielle Opfer sind, nicht auch gleichzeitig Unrecht tun. Diesen Gedanken zuzulassen, ist aber die Voraussetzung dafür, sich aus den Fronten herauszulösen, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.

[1]              Zusammenfassung und Erweiterung eines Textes von Dorothee Markert, der in der Onlinezeitung „beziehungsweise-weiterdenken“ unter  www.bzw-weiterdenken.de/artikel-10-59.htm veröffentlicht wurde.