diotimacomunità filosofica femminile

per amore del mondo Numero 4 - 2005

Lingua Materna

Sprache des Herzens – Herz der Sprache

 

Wenn das Neugeborene seinen noch verschwommenen Blick  auf die  unverständlichen Dinge unserer Welt richtet, dann begegnen ihm die Augen seiner Mutter, die ihr Kind „anhimmeln“ und seinen oder ihren  Blick auf etwas richten, das  wundervoll ist, wie aus dem Nichts heraustritt und alles verzaubert. Diese Bezauberung der  Welt durch die Mutter geschieht durch Sprache, ist aber nicht Sprache selbst, sondern die Initiation des Menschenkindes in eine für das Kleine noch unwegsame Welt. Erst durch die Bezauberung verwandelt sich das Gegenständliche vor der Mutter selbst und gleitet in eine transzendentale Substanz über, die sie auch für sich selbst bisher nicht in dieser Weise erkannt hatte. Die Welt kehrt zu ihrem Ursprung zurück und die Mutter ergreift ein großes Staunen. Ein Staunen, das sich auf das Kleine überträgt und das alles, was sie beide umgibt in einem alltäglichen Schöpfungsprozess neu entstehen lässt, wobei alle Dinge ihre Existenz nur darin begründen, dass sie für das Kleine da sind, sonst hätten sie selbst  kein eigenes Dasein: Die Katze, damit das Kleine sie streicheln kann, der Hund, damit er ihm Pfötchen geben kann, die Blume, damit das Kleine den wunderbaren Duft riechen und glücklich dabei niesen kann. Alles bezieht sich auf das Kind, weil die Mutter es zu ihr oder zu ihm in Beziehung setzt. Während das Kind im Mutterleib zu ihr in Beziehung stand und ein Teil von ihr war, verkehrt sich nun alles nach außen. Die Außenwelt wird von nun an zu dem Kind in Beziehung gesetzt. Die Mutter erschafft wie durch eine unsichtbare Hand die Vernetzung  der Welt, und zwar mit dem Kind im Mittelpunkt. Diese Vernetzung aber geschieht durch Sprache, die Sprache der Mutter, die nie nur Sprache ist: Sie ist Anrühren, Einbinden, Leiten, Küssen und Herzen.

Auch die Beziehung zu unseren ausländischen kleinen Mitbürgern kann nur auf dieser Grundlage entstehen. Wenn wir sie „anhimmeln“ und anrühren, dann treten wir gemeinsam in die kindliche Welt ein, in der alle Gegenstände verzaubert werden und anders erscheinen, so als hätte sie es bisher noch nicht gegeben. In jeder echten Beziehung bricht die Realität auf und erscheint als etwas  Ungewöhnliches, das durch die beiden beteiligten Personen neu definiert wird. Das Faszinierende in Beziehungen zu Menschen aus anderen Kulturen ist der neue Blick, den beide dabei gewinnen. In jeder echten Begegnung werden alle schon gegebenen Definitionen aufgebrochen und die Welt entsteht wie neu, sie wird wie man so schön sagt „aus der Taufe gehoben“.

Diese Überlegungen zeigen aber, wie sehr die Gegenwart von Menschen aus anderen Kulturen unsere Welt tatsächlich verändert, für uns selbst aber auch für den oder die Andere. In diesem Schöpfungsprozess entsteht immer wieder eine neue Chance, um unsere doch sehr begrenzten Definitionen aufzubrechen  und mehr Welt in unser Denken hineinzuholen. Nicht umsonst haben Vermischungsprozesse in der Kulturgeschichte zu Hochblüten der Kultur geführt und Abgrenzungen zu tragischen Verwilderungen des menschlichen Denkens und Handelns.

 

Beziehungen sind zwar ohne Sprache nicht denkbar, beruhen aber nicht nur auf Sprache. Ganz im Gegenteil: Da wo Beziehung nur Sprache ist und alle anderen Daseinsformen ausschließt, fehlt ihr die Körperlichkeit und damit die Wirkung nach Innen und nach Außen, der Bezug zum Unbewussten. In der Sprachphilosophie der Dogon aus Zentralafrika spricht man von Worten, die „Öl“ haben oder eben nicht. Dabei ist mit „Öl“ die Verankerung in der Erfahrung gemeint, d.h. in der emotionalen Erfahrung des Sprechenden selbst und in der Erfahrung desselben mit der Welt.[1]

Die Muttersprache definiert sich aber genau durch diese Erfahrung. Sie ist ohne eine Beziehung zu anderen nicht möglich und auch nicht ohne eine Verankerung in der eigenen Psyche. Sie braucht einen konkreten Ort der Beziehung, eine bestimmte individual-historische Zeit und erlangt ihre Bedeutung nur aus diesem Bezugsrahmen. Dabei bleibt sie aber unbestimmt und dadurch offen für andere Erfahrungen. Die Sprache unserer Kindheit oder der „Kindheit“ unserer neuen Beziehungen ist eine Sprache, die eher als ein flüssiges, heißes Magma zu beschreiben ist als durch eine feste Substanz. Sie dehnt sich aus und wächst, da wo sie auf Lebendiges stößt und zieht sich zusammen und schrumpft, da wo sie außerhalb der Zeit und der Beziehungen ihr Dasein fristen muss, bis sie sogar stirbt, ausstirbt, wie wir es heutzutage nur zu oft erleben. Dieses Unbestimmte, das ihr anhaftet, könnte als eine Form des Mangels angesehen werden, wie es tatsächlich in der soziolinguistischen Bezeichnung als „restringierter Code“ wieder auftaucht, ist aber eine Wesensform der Muttersprache und macht sie gerade dadurch sehr lebendig,  anpassungs- und entwicklungsfähig. Die Fachsprachen im weiteren Sinne dagegen zeichnen sich durch eine scharfe Ausdifferenzierung aus und sind sehr genau. Sie bezeichnen nur einen bestimmten Aspekt eines Gegenstandes z.B. und sind in jeder Situation und in jedem Beziehungsnetz gültig. Deshalb sind sie aber wesentlich weniger anpassungsfähig und sterben sehr schnell ab, wenn der Gegenstand selbst sich verändert. Tote Sprachen werden gewöhnlich dazu benutzt, Fachsprachen zu erstellen.

Die Sprache der Mutter ist nicht nur Sprache, sondern unserer ganzer Daseinsgrund. Die Muttersprache erlernen wir in den im Dunkel liegenden Bereichen unserer Existenz. Niemand wird sich daran erinnern, wie er oder sie sprechen gelernt hat, die ersten Worte gestammelt. Diese Sprache erwerben wir ohne unser Zutun, ohne unseren Willen, ohne Freiheit, ohne Bewusstsein, ohne Regeln und Grammatik und vor allem ohne Übersetzung. Deshalb aber ist sie in Bewusstseinssphären beheimatet, die uns unzugänglich sind und desto mehr den ganzen Körper erfüllen und in die Nacht unserer Träume eindringen, besonders aber in das Schöpferische all unseren Tuns. Die Muttersprache ist nicht nur Wort, sie ist Fühlen, ist Bewegung, der Rhythmus unseres Atems, der Gesichtsausdruck, der Ton unserer Stimme, die Qualität unseres Lachens, die Richtung unseres Blicks, der Händedruck bei der Begrüßung. Die Muttersprache erwerben wir durch das, was wir „Embodiment“ nennen, wenn nämlich das Denken aus der Bewegung des Körpers entsteht und das „Ich“ noch nicht existiert. In dem Augenblick entsteht eine Kategorie der unbewussten Erfahrung. Der Bereich der Erfahrung, der durch nichts als die Mutter und die Muttersprache, nicht aber durch eine andere Sprache vermittelt ist, liegt im Unbewussten.[2]

 

Die unbewusste Sprache

 

Später erlernen wir dann eine andere Sprache, die dagegen von Anfang an nicht aus der Erfahrung entsteht. Es handelt sich um eine Sprache, die kein Gegenstück im Unbewussten aufweisen kann und deshalb fast bedeutungslos ist. Sie hinterlässt keine Spuren, weder struktureller noch grammatischer Art. Denn immer dann, wenn Benennung und Erfahrung Hand in Hand gehen, hat die Sprache Sinn und geht in unser Unbewusstes ein. Dann wird unser Denken neu strukturiert  und erweitert. Für Jung entstehen assoziative Sequenzen durch das Zusammenspiel von Bildern und Tönen.[3] Weiter sagt Jung, dass durch das Schwächerwerden der semantischen Assoziationen die Aufmerksamkeit auf die Töne gelenkt wird. Das aber geschieht in der kleinkindlichen Sprachimmersion. W enn noch keine festen semantischen Verbindungen vorhanden sind, weil sie sich erst noch entwickeln müssen, hört das Kind auf die prosodischen Elemente der Sprache,  die tief in sein Gedächtnis eingehen und dauerhafte Spuren hinterlassen. Prosodie ist die Vorstufe der Semantik.

In der frühen Kindheit entwickelt sich also das Zusammenspiel von Bildern und Tönen, die an die Erfahrungen gebunden sind, die das Kind durch die Mutter und mit der Mutter macht.. Dieser Prozess kann aber nur in der Sprache der Mutter erfolgen, weil sie selbst nur in ihrer Muttersprache die Feinheiten der Prosodie, Semantik und Phonetik und Gestik besitzt. Dieses erste Spracherkennungsstufe darf aber nicht fehlen. Da sie die Grundlage aller anderen nachfolgenden oder gleichzeitigen Sprachlernprozesse darstellt. Es ist auch kein Zufall, dass bei der Erziehung gerade auf die Verbindung von Körperkontakt, Tönen, Bildern und Wörtern geachtet wird. Ein schönes Beispiel sind dafür die Kinderreime und Kinderlieder.

So merken wir schon, dass die Sprache unseres Ursprungs aber nicht nur aus sichtbaren, erfahrbaren Dingen besteht, sondern in der Beziehung und durch die Beziehung, in erster Linie zur Mutter entsteht, aber auch einen große Tel der unsichtbaren Dinge dieser oder anderer Welten in sich aufweist. Sie versucht zwar zu Versprachlichen, ist aber immer im Grenzbereich zwischen dem Sagbaren und den nicht verbalisierbaren Dingen. Erst wenn ein festes Beziehungsnetz zwischen  Personen und konkreten Dingen aufgebaut ist, dann begibt sich die muttersprachliche Erziehung in den Bereich der Verneinung und  der nur fiktiven Vorstellung.

Die Muttersprache ist unsere beste Sprache, die vollständigste Art sich auszudrücken, die wir besitzen und die Erziehung unserer eigenen Kinder in einer anderen Sprache wird nie so dicht und vollständig und sinnübertragend sein können. Ganz im Gegenteil  haben die Migrantenfamilien oft kein Bewusstsein von der miserablen Sprachkompetenz, die sie ihren Kindern zuliebe in der neuen Sprache praktizieren und dass sie eine wunderbare Sprache den Kindern verheimlichen, in der sie aufgewachsen sind und die Welt erfahren haben, die für sie Träger aller Gefühle und Vorstellungen ist.

Das aber, was nicht zum Ausdruck kommt, weil der Mutter in der fremden Sprache die Kompetenz fehlt, verstummt. Viele Migrantenmütter wie Francine Rosenbaum in ihrem Buch Approche transculturelle des troubles de la communication [4] darstellt, fangen bald zu schweigen an und verlieren dadurch das psychische Gleichgewicht erst für sich selbst und dann auch für ihre Kinder. Dort aber, wo nicht mehr gesprochen wird, spielt sich das ganze emotionale Leben im Unterbewusstsein ab und verliert die Ausdrucksqualität der Sprache, schafft keine Beziehungen mehr und führt die Betreffenden Personen in die Einsamkeit.

 

Die „stumme“ Mutter

 

Ausgehend von diesen Betrachtungen können wir uns nun fragen, was passiert, wenn die Mutter nicht mehr ihre Muttersprache mit ihren Kindern spricht. Natürlich haben wir es dann mit einem sehr komplexen und widersprüchlichen Verhalten zu tun. Einerseits bleibt die Gestik und Prosodie und meist auch die Grammatikstruktur  an die Muttersprache gebunden, weil nach dem Alter von 12 Jahren die Plastizität des Gehirns abnimmt und spontane Lernprozesse zugunsten des gewohnten Strukturverhaltens schwieriger werden. Hier können wir den Behavioristen vielleicht noch nachträglich doch einen gewissen Tribut zollen, die schon in den 50er Jahren festgestellt hatten, wie stark verankert die aus der Muttersprache entstehenden Strukturen sind.[5] Andererseits ist die Lexik der neuen Sprache entnommen.

Das bedeutet aber nicht, dass man eine Sprache nicht sehr gut erlernen könnte, allerdings nur in dem Intersektionsbereich zwischen Muttersprache und Fremdsprache, wo positive Interferenz auftritt, wo also die Muttersprache und die Fremdsprache strukturell gleich sind. Sonst müsste man die Fremdsprache in der Art und Weise der Muttersprache erlernen, d.h. in einer Beziehung zu einem Menschen, zu  dem man eine starke Zuneigung hat, mit dem man gemeinsame Erfahrungen macht und zu dem man bewundernd aufschaut. Alles das ist aber bei vielen Migranten nicht gegeben, weil sie oft nur in einen notwendigen Kontakt zu den Einheimischen treten, nicht aber spontane Freundschaften schließen.

Oft haben unsere ausländischen Mitbürger allerdings hervorragende Sprachlernfähigkeiten. Der Grund besteht in ihrer oft schon heimatlichen Zwei- oder Dreisprachigkeit. Eine marokkanische Freundin von mir kann z. B.  wie viele Emigranten aus Marokko die Landessprache, das klassische Arabisch, die Sprache der Berber und das Französische, die Kolonialsprache. Sie ist also als Multisprachtalent einzuordnen, wenn sie anfängt, die neue Fremdsprache zu erlernen. Viele Emigranten lernen ganz leicht die neue Sprache, wenn sie es für sinnvoll halten.

Wirkliche Schwierigkeiten dürften also nur die echten Einsprachigen haben, die noch nie eine andere Sprache erlernt haben.[6] Aber lange bevor ich meine eigene Sprache meinen Kindern beibringe, muss ich sie selber lieben und mich in ihr wohl und geborgen fühlen. Sie muss die tragende Sinnstruktur meines Lebens sein. Hier aber liegt ein weiteres Problem: Die Liebe zur eigenen Sprache

Man könnte viele Beispiele aufführen, und zwar von Personen, die an der eigenen Sprache leiden. Konflikte in der Familie, politische Konflikte, Diskriminierungen  haben oft die Folge, dass die eigene Herkunft verleugnet wird und eine Flucht in eine andere Sprache der rettende Anker zu sein scheint. Dafür finden wir in der neueren deutschen Geschichte genügend Beispiele. Eva-Maria Thüne spricht von „Fremdheit in der eigenen Muttersprache“. Ihr Artikel ist sicherlich ein wichtiger Beitrag zu diesem Thema.[7] Außerdem ist die Sprache unserer Migranten oft nicht ihre Muttersprache, sondern Landessprache oder Kolonialsprache und birgt in sich vielschichtige Gefühle und Einstellungen. Dazu haben bedeutende Schriftstellerinnen und Philosophen wie z. B. Assia Djebar[8] und Jacques Derrida[9] wichtige Überlegungen angestellt.

Die meisten Mütter allerdings lieben ihre Muttersprache und wissen, dass sie auf etwas Wesentliches in ihrem Leben verzichten, wenn sie ihre Sprache nicht an ihre Kinder weitergeben, aber aus Liebe zu ihnen ertragen sie dieses Verstummen der eigenen Stimme. Sie wollen, dass ihre Kinder in der neuen Umgebung keine Schwierigkeiten bekommen und wissen oft nicht, dass sie sie ihnen gerade dadurch erst schaffen..

Denn ohne die Muttersprache ist das Gehirn wie ein Auto ohne Motor oder wie ein Computer ohne Arbeitsprogramm. Um eine Software zu gebrauchen, muss ich erst ein Arbeitsprogramm laden und unsere Muttersprache ist dieses Arbeitsprogramm.

A.A. Tomatis[10] erzählt in einem seiner Bücher wie eine spanische Emigrantenfamilie in Frankreich anfangs keine Schulprobleme mit ihren Kindern hatte, bis die Eltern eines Tages anfingen, auch zuhause französisch zu sprechen, um ihren Kindern zu helfen. Nach einigen Monaten hatte die Lehrerin Unterschiede in der Leistung der Kinder bemerkt und dann erst den Grund festgestellt: Die Aufgabe der Muttersprache von Seiten der Eltern.

 

Aus der Sicht der Neurolinguistiik

 

Natürlich können wir uns fragen, warum aus neurolinguistischer Sicht es so wichtig ist, die eigene Muttersprache zu unterrichten.

Das Gehirn des Neugeborenen ist noch nicht strukturiert und die Muttersprache ist nicht nur die Sprache, die das Kind in die Sprache und die Kulturtechniken seiner Umgebung einführt, sondern sie ist auch die Systemsprache.[11] Sie schafft erste Strukturen und Vernetzungen im Gehirn und wir können es uns wie eine Landkarte vorstellen, wie eine sprachliche Landkarte, in der alle Linien eingezeichnet sind, die unsere Denkvorgänge darstellen, die Wege, die unsere Überlegungen einschlagen, die Kreuzungen und Abzweigungen, die Sammelpunkte und die ausgefransten Ränder unserer Vorstellungen. Jede Sprache schafft eine je unterschiedliche sprachliche Landkarte und jede weitere Sprache läuft über die schon geschaffenen Wege, bis sie selbst die ganze Sprachlandschaft umformt und erweitert, denn unser Gehirn ist zwar anfangs sehr verwandlungsfeindlich, akzeptiert aber dann redundante neue Realitäten und geht darauf ein, indem es sich umstrukturiert.[12]

Was passiert aber, wenn wir eine andere Sprache in das System unserer Muttersprache eingeben? Das System „spielt verrückt“. Es weigert sich, die neuen Informationen aufzunehmen, weil es sie als systemfremd betrachtet und deshalb aussortiert. Das dauert so lange, bis die neuen Informationen immer wieder eingegeben werden und das System sie als systemhaft anerkennen kann. Wie das Software für die Korrektur der Rechtschreibung funktioniert auch unser Gehirn. Zuerst werden alle unterschiedlichen Wörter als fehlerhaft gemeldet und deshalb nicht weitergeleitet und behalten. Wir kennen das alle aus den ersten Monaten, wenn wir eine neue Sprache lernen wollen, dass wir nämlich alles sofort vergessen und Schwierigkeiten haben, die neuen Wörter zu behalten. Wenn wir aber weiterlernen, dann kommen wir nach einigen Monaten zu einem Qualitätssprung. Wir fangen an, die neuen Wörter leicht zu finden und können uns auch ganz gut an sie erinnern. Die Systemakzeptanz hat begonnen.

Dabei verlangsamen sich allerdings alle Gedächtnisprozesse,  obwohl das Gehirn auf Hochtouren läuft. Mir fallen dabei viele Bilder von Kindern ein, die schweigend die Schulbank drücken.  Sie scheinen ganz passiv zu sein. In Wirklichkeit arbeitet ihr Gehirn aber ganz intensiv. Es nimmt Informationen auf, für die es eine gewisse Zeit braucht, um sie zu verarbeiten. Die linke Seite des Gehirns, Sitz der Muttersprache, muss die rechte Seite strukturieren, die der  Ort aller weiteren Sprachen sein wird.[13]

Natürlich ist es wichtig, dass das Input weiter gegeben wird und noch wichtiger ist die positive psychologische Atmosphäre, die das Zuhören fördert. Denn wer sich vor der neuen Sprache verschließt, weil er keine Gefühlsbeziehungen findet, die ihn dazu aufmuntern, kann die Sprache auch nicht lernen. Sprache kann nur in Beziehungen entstehen.

 

Die Muttersprache als Erziehungshilfe

 

Alle diejenigen, die zwischen dem Land ihres Ursprungs und dem Land ihrer Auswanderung hin und herfahren können, zwischen den alten und den neuen Emotionen und Sinneswahrnehmungen  hin- und herpendeln, können sich glücklich nennen, denn er oder sie haben ihre Erlebnisfähigkeit erweitert und leben in einer größeren Welt. Wer über das Einzige und Eine hinausgekommen ist, ohne von seinem Weg abgekommen zu sein, schreitet ins Vielfältige, in die Differenz und kann durch das Eine nicht mehr zerstört werden. Wer dieses Doppelleben mit Neugier und Freude und vielen lieben Menschen hier und dort erlebt, kann mit einem weiseren Blick auf sich selbst, sein Leben und die Gesellschaft schauen.

Andererseits sind unter uns Menschen, die keine so glückliche „Landung“ erlebt haben. Vielleicht haben sie keine Freunde in der Emigration gefunden, vielleicht können sie nicht mehr zurück aufgrund ihrer eigenen Gefühle, oder weil ihr Heimatland sich im Krieg befindet oder…Alle ihre Sehnsüchte und ihre Gefühle gleiten ins Unbewusste ab und treiben dort ihr Eigenleben, Spannungen psychischer und körperlicher Art entstehen, die keine Lösung und keine Verankerung in der Realität erfahren können.

Unsere Muttersprache müssen wir immer wieder sprechen, weil wir mit ihr in das uns Eigenste wieder eintauchen, wieder Kraft schöpfen und uns erholen können. Das Fremde, so sehr es uns auch freundlich zulächelt, behält auch weiterhin einen Stressfaktor. Je mehr ich allerdings zu meiner Herkunftswelt in Beziehung bleibe, um so mehr können sich meine angesammelten Spannungen lösen. Ich selbst stelle oft fest, wie sehr ich mich tief und innerlich entspanne, wenn ich eine Sendung über Satellit in meiner Muttersprache sehe. Hier merke ich, wie mein Unbewusstes über jeden Kontakt mit meiner inneren Sprache glücklich ist.

Für die Kinder, die schon in der Emigration geboren sind, ist die Reise in die Vergangenheit auch eine Reise in ihre Zukunft, wie der Film „Zurück in die  Zukunft“[14] so schön sagte. Das, was sie an Vergangenheit ihrer Familie kennen lernen, ist Öffnung  zu Neuem hin. Das, was sie nicht kennen und im Dunkel ihres Unbewussten bleibt, verschließt oft, weil es den Menschen in dem Dunstkreis des Gefühlten aber nicht Gewussten gefangen hält und ihn nicht wieder loslässt. Wer ein Stück seiner Herkunft nicht erleben kann, bleibt an diese Herkunft gefesselt und kreist um sie herum, ohne sich für Neues öffnen zu können.

Wer die Sprache der Mutter nicht kennt, entzieht sich auch der mütterlichen Autorität, denn Sprache ist Bindung und Bindung an Weisungen. Die mütterliche Autorität ist die Sprache selbst. Die Erziehung  durch die Mutter erfolgt über zwei Kanäle. Einerseits vermittelt die Mutter ihre Lebenswelt implizit durch ihr Verhalten und die Art der Beziehung zu ihrem Kind und zu den anderen, durch ihre Bewegungen, ihre Stimme, ihre Wünsche und ihre Probleme. Das alles bleibt im Schatten des Unbenannten, nur Gefühlten und findet keinen sprachlichen Ausdruck. Der andere Kanal ist dagegen rein sprachlicher Art und sehr explizit. Mit dieser Art von Kommunikation wird das Netz der Beziehung gewoben. Die Sprache bindet uns an die Mutter, sie ist die Ermöglichung unserer Freiheit aber gleichzeitig auch ihre Einschränkung. Wenn man eine andere Sprache gut spricht, dann kann man die Erfahrung machen, dass man in ihr sehr wohl Ausdrücke gebrauchen kann, die z. B. sehr vulgär sind, die man in der Muttersprache nicht gebrauchen würde, weil wir mit dem Wort selbst auch die Beurteilung durch die Mutter erfahren haben und nur sehr schwer über sie hinwegsehen können. Der türkische Taxifahrer,  der mich zum Bahnhof fährt, spricht ein so vulgäres Ruhrpottdeutsch, das ihm als gläubigem Muslim auf Türkisch bestimmt nicht über die Lippen kommen würde. Die Wörter unserer Muttersprache sind wie die Nabelschnur, die nicht einfach durchtrennt werden kann. Das gegebene Wort schafft eine unauflösliche Beziehung zwischen der Person, der Sprache selbst und dem Kind. Da aber die Sprache der Mutter auch ihre Lebensphilosophie auf ihr Kind überträgt, orientiert das Wort das Kind und leitet es auch später noch an, wenn die Erziehung schon abgeschlossen ist, ohne dass gleichzeitig moralische Maximen  explizit ausgesprochen werden müssen. Schon in der Sprache ist die Sicht der Welt eingeschlossen. Aber nicht nur. Man  sagt z.B. „Er kann nicht hören!“ und meint damit „er folgt den Aufforderungen  nicht“. In den Familien, in denen die Muttersprache nicht gesprochen wird,  scheint es häufig vorzukommen, dass die Kinder nicht auf die Eltern hören. Wenn die Worte nicht mehr binden, d.h. verbindlich sind, dann haben die Worte der Eltern keinen Einfluss mehr und die Kinder entwickeln sich ohne die leitende Hand der Eltern. Viele Eltern in der Emigration beklagen sich darüber, dass die Kinder ihnen nicht mehr gehorchen und dass sie sogar über ihre Sprache und ihre Traditionen lachen[15].

Viele Eltern dagegen lassen sich allerdings von den gut gemeinten Vorschlägen z. B. der Kinderärzte nicht beirren und geben dem Wunsch nach, die eigene Sprache zuhause zu sprechen. Sie haben auch selbst gemerkt, dass das gemeinsame Sprechen auch ihre Beziehung  vertieft, eine Beziehung, die nicht nur materiell, sondern auch spirituell ist, weil Sprache immer über das hinaus geht, was die alltäglichen Gegenstände zeigen. Sprache ist ohne Transzendenz des Objekts nicht möglich. Sie bezieht sich immer sowohl auf Gegenwärtiges als auch auf nur  Erdachtes, auf Vergangenes und noch zu Geschehendes. Sprache verlangt die ganze Körperlichkeit und auch die ganzes Spiritualität des Menschen.

Die Vorstellung, dass unsere eigenen Kinder nicht unsere Sprache verstehen könnten, versetzt uns in Angst und Schrecken. Das würde zu einer unüberwindlichen Entfremdung führen.

 

Glücksgefühle durch Sprache

 

In den bedeutendsten Augenblicken unseres Lebens, bei dem Gebären, beim Sterben, beim Lieben und im Umgang mit unseren Kindern sprechen wir ohne es zu wollen, unsere Muttersprache. Die Beziehung zu unserem Ursprung und unserer Menschwerdung ist viel stärker als wir es gemeinhin so glauben wollen. Wenn ich mich selbst als Beispiel nehmen darf, kann ich sagen, dass ich, auch wenn ich in vielen Ländern sehr intensive Erfahrungen mit Menschen  und Sprache gemacht habe, doch immer noch nach so vielen Jahren mich sehr nahe an meinem Ursprung fühle.

Eine Untersuchung[16] hat festgestellt, dass die zweisprachigen Kinder glücklicher als die einsprachigen sind, weil sie sehr viele Ressourcen haben. Außerdem sind sie, wie man glaubt, auch aufgeweckter. Ihre Intelligenz wird durch die chinesischen Emigrantenkinder in den USA bewiesen, die es schon schaffen, in der zweiten Generation an der Universität zu studieren. Der gründliche Erwerb der Muttersprache ist die Grundlage für den leichten Erwerb einer zweiten Sprache oder einer dritten.[17]

 

Besseres Verstehen mit Hilfe der Muttersprache

 

Die Phänomene im Bereich der Zweisprachigkeit sind sehr komplex und hier nicht mein Thema. Die Untersuchungen dazu stimmen auch nicht in allen Punkten überein. Natürlich hängt Vieles immer von der Einzelperson ab und nicht alles kann man verallgemeinern. Einige Emigranten empfinden die Probleme, mit denen sie zu tun haben, weniger stark und schaffen es trotz aller Widerstände und trotz fehlender Hilfe und fehlendem Beistand, ihren Weg zu gehen. Marie Rose Moro spricht in diesen Fällen von einer „brutalen Akkulturation“[18]. Die meisten Menschen brauchen Hilfe und Entspannung und Verständnis in ihrer eigenen Muttersprache. Um Fortschritte zu machen, müssen sie die Verständnissicherung erst in der Muttersprache erreichen. In ihr können sie Neues besser lernen und  behalten und sie gibt ihnen Kraft und ein Gefühl der Sicherheit.

Zwar ist das Erlernen einer anderen Sprache eine wunderbare Reise in eine andere Welt mit neuen Gewohnheiten, neuen Denkweisen, neuen lexikalischen und grammatischen Strukturen, aber gleichzeitig verlangsamt sie auch den Prozess der Entwicklung, den wir in der Muttersprache begonnnen hatten. Diese Behauptung bezieht sich allerdings nicht auf die zweisprachigen Kinder. Sie sind wirklich ein Sonderfall, denn sie haben eine doppelte Muttersprache und eine Sprache nimmt der anderen nichts weg. Sie bilden sofort ein komplexeres System aus, in dem alle Phänomene beider Sprachen strukturell schon vorgesehen sind. Deshalb können sie immer schon sofort von ihrem Entwicklungspunkt aus weiterarbeiten, ohne Verzögerungen. Das gleiche gilt nicht für Kinder oder Erwachsene, die eine Zweitsprache erst später lernen und ihr ganzes Denksystem in einer monolingualen Muttersprache ausgebildet haben.

Das Lesen in der zweiten Sprache oder in der Fremdsprache hinterlässt z.B. schwächere Spuren[19] als das Lesen in der Muttersprache, auch wenn es nicht mehr schwerfällig zu sein scheint. Solange die Zweitsprache nicht voll ausgebildet ist, vollzieht sich das Abspeichern der Information ins Langzeitgedächtnis  immer in der Muttersprache. Das Gehirn hat also eine Menge Arbeitsvorgänge zu erledigen und kann sich deshalb weniger mit der Aufnahme und dem Verstehen des Sinns befassen.

Mit dem Sinn kann man sich nur auseinandersetzen, wenn man die anderen Verstehensprozesse automatisiert hat, die dann ganz unbewusst erledigt werden. Auch weil die tiefe und komplexe Bedeutung einer Einheit immer unbewusst entsteht, und zwar aus der Gesamtheit unserer Erfahrungen mit diesem Wort in einem  Kontext, den wir erlebt haben. Der Sinn eines Textes ist nämlich etwas anderes, als das oberflächliche Verstehen der Wörter und er entsteht auch nicht unbedingt aus der strukturellen Analyse des Textes. Der Sinn entsteht nicht an der Oberfläche des Textes, sondern braucht das Erkennen eines inneren Textes, wo Sichtbares und Unsichtbares der Sprache zusammen fließen. Der Sinn muss immer wieder alle unsere Erfahrungen durchlaufen, bis zu allem Anfang an, was die Initiation des Kindes in die Beziehung zwischen Wort und Bedeutung durch die Muttersprache ist. Der Sinn entsteht nur an diesem Ort des Ursprungs, weil wir dort nicht nur die Sprache lernen, sondern die Möglichkeit einer sinnhaften Beziehung der Dinge der Welt, wie sie uns von unserer Mutter oder unseren Eltern vorgelebt wurde.

In Finnland, dem Land, das den ersten Platz in der PISA.-Studie belegt hat, wird ein Schüler oder eine Schülerin, die in der Fremdsprache Probleme hat, auf ihre Lücken in der Muttersprache hin untersucht. Ein weiteres gelungenes Schulmodell kommt sicherlich aus Kanada, wo wunderbare Erfahrungen mit der französisch-englischen Zweisprachigkeit und der Aufwertung der Muttersprache gemacht werden.

 

Die Mutter als Modell

 

Natürlich dreht sich bei diesem Thema alles um die Mutter, weil sie in unserer Kultur den größten erzieherischen Einfluss auf das Kind hat. Auch wenn viel von Vaterschaft geredet wird, ist der Zeitaufwand des Vaters bei der Erziehung doch meist sehr gering.

Ein großer Teil des unbewussten Lernens besteht in dem Übernehmen von Verhaltensmustern unserer Mutter und dann auch der ganzen Familie und der weiteren Umgebung. Wie schon gesagt, nimmt das bewusste Lernen nur einen sehr kleinen Teil bei unserer Entwicklung ein. Ganz im Gegenteil: Das unbewusst Gelernte ist weiter  handlungsbestimmend, auch wenn wir kognitiv ganz anderer Überzeugung sind und viele Bücher gelesen oder viele Kurse besucht haben, um unser Handeln zu verändern. Eine Mutter, die z.B. die Zweitsprache gerne und ganz gut gelernt hat, wird sicherlich mehr bei ihrem Kind erreichen als eine Mutter, die selbst kein Interesse zeigt, das Kind aber verbal auffordert, die Sprache gut zu lernen. Das gilt natürlich auch für andere, nicht multikulturelle Kontexte. In den Schulen z.B. haben es Kinder sehr schwer, die aus sehr Konsum orientierten Familien kommen, aber aufs humanistische Gymnasium geschickt werden. Dort wo die Mutter ihr Kind nicht motiviert, steht das Kind in diesem Konflikt zwischen erlebten Interessen und aufgesetzen Thematiken. Um also ein sehr effizientes Lernen der Zweitsprache zu erreichen, müssten wir mehr Mütterarbeit machen. Dort wo Mütter auch Sprachkurse besuchen, geben sie ihren Kindern ein Beispiel und motivieren sie dadurch ganz unbewusst. Die Suzuku-Methode[20] geht beim Musik-Unterricht von dieser Annahme aus. Die Mutter geht z.B. mit dem Kind zum Geigenunterricht und fängt an, selbst das Instrument zu lernen. Das kleine Kind will daraufhin auch Geige spielen. Die Nachahmung der Mutter muss natürlich nicht immer so konkret vor sich gehen. Es genügt schon eine Aufwertung und Bewunderung der Sache und ein allgemeines Interesse daran, um beim Kind eine positive Aura dafür zu schaffen.

Bei  den Migrantenfamilien, die ich kenne, und in denen die Mutter gut die Zweitsprache kann, gibt es für ihre Kinder keinerlei Schwierigkeiten. Sie sprechen auch sehr gut beide Sprachen. Eine marokkanische Freundin von mir z.B. hat zwei Kinder, die wunderbar Italienisch und Arabisch sprechen und jetzt angefangen haben, auch arabisch in der Sonntagsschule zu schreiben. Jasmin, die mit 7 Jahren den Arabisch-Schreibkurs besucht hat, nachdem sie schon als erstes Italienisch zu schreiben gelernt hatte, ist im Italienischdiktat die beste ihrer Klasse. Natürlich muss man sagen, dass ihre Mutter, eine streng gläubige Muslimin mit Kopftuch sehr gut Italienisch gelernt hat  und trotz Heimweh doch sehr gerne in Italien lebt. Das Arabische (marokkanische) ist die Sprache ihrer Herkunft und Verankerung in ihrer Familie, Religion und Kultur, das Italienische ist die Sprache  ihrer Verwandlung, der Erfüllung geheimer Wünsche.

Die Kinder, die die Mutter mit italienischen Freundinnen sprechen hören, ahmen sie ganz unbewusst nach. Sie wollen wie  „Mamma“ werden.

Wenn die Migrantenmütter in dieselbe Schule wie ihre Kinder gehen, um einen Deutschkurs zu besuchen, dann wird dadurch der Ort Schule automatisch aufgewertet. Alles was das Kind tut, die Gegenstände und die Orte müssen erst durch die Mutter vertrauenswürdig gemacht werden. Es ist eine Art von Segen, den die Mutter dem Ort geben muss, damit das Kind Vertrauen dazu haben kann, sonst ängstigt es sich und kann sich gar nicht auf die neuen Beziehungen konzentrieren. Die in Deutschland schon durch das Rucksackprojekt[21] begonnene Arbeit geht sicherlich in die richtige Richtung, weil es davon ausgeht, dass wir den Erziehungsauftrag von den Eltern übernehmen müssen und dass die Eltern zuerst die Schule aufwerten müssen, damit ihre Kinder sich darin wohl fühlen und zum Lernen motiviert sind.

 

Die Lehrerin nachahmen

 

Was für die Mütter gilt, gilt auch in ähnlicher Weise für die Lehrer und Lehrerinnen. Die Kinder ahmen sie unbewusst nach. Darin besteht ein Grossteil ihres Lernens und nicht nur in dem, was sie verbal zu übermitteln wissen. Einsprachiges Lehrpersonal ist in dieser Hinsicht also ein Problem, weil es kein Interesse an der Sprachthematik in ihrem Leben vorlebt. Im Übrigen ist es auch sehr schwierig für jemanden, der noch nie Kontakt zu anderen Kulturen in seinem Privatleben gehabt hat, die daraus entstehenden Thematiken zu erkennen.

Eine weitere Forderung, die ich an das Unterrichten stelle, ist das beidseitige Lernen. Eine Lehrerin, die nur lange schon durchexerziertes Wissen vermittelt und keine persönliche Anteilnahme an den Lernprozessen zeigt, wird bei den Schülern die gleiche Teilnahmslosigkeit hervorrufen. Denn Kinder haben noch eine ganzheitliche Auffassung vom Lernen, dass das, was gesagt wird, auch wirklich beobachtet und gefühlt werden kann.

Alles, was hier gesagt wird, gilt natürlich auch für den Unterricht mit rein muttersprachlichen Kindern. Die Zweitsprache ist wie ein Kontrastmittel, das unsere Problemstellen deutlicher zeigt und wir müssten die neuen Fragestellungen eher als eine Ressource und nicht als eine Problematik begreifen. Wir könnten z.B. ein Zweitsprachen-Tandem unter muttersprachlichen und zweitsprachlichen Schülern iniziieren, bei dem jeder ausländischer Schüler einen deutschen Tandempartner/in bekommt, der oder die  ihm Deutsch beibringt. So würden die muttersprachlichen Schüler vielleicht mehr Motivation zum Lernen bekommen und…wer einen Freund findet, sagt man im Italienischen, der findet einen Schatz. Vielleicht können nicht alle Probleme institutionell gelöst werden, Was noch fehlt, ist die effektive private Beziehung zwischen einem deutschen und einem türkischen

 

 

Konsultierte Titel

 

Corinne Belliveau, Simultaner bilingualer Spracherwerb unter entwicklungs- und kognitionspsychologischen Aspekten, Shaker Verlag, Aachen 2002.

 

Geneviève Calame-Griaule, Il mondo della parola, Bollati Boringhieri, Turin 2004.

 

Vivian Cook, Effects of second language on the First, Multilingual matters LTD, Clevedon 2003.

 

Jacques Derrida, Il monolinguismo dell’altro, Raffaello Cortina Editore, Mailand 2004.

 

Assia Djebar, Queste voci che mi assediano, Il Saggiatore, Mailand 2004.

 

Edith Harding and Philip Riley, The Bilingual Family, Cambridge University press, New York

1999.

 

Elisabeth Jankowski, Crescere dentro più lingue: la madre insegna a parlare, in:A.A., Il bagaglio invisibile, Progetto Equal Partnership, Brescia, Assocoop 2004, S. 227-235.

 

Elisabeth Jankowski, Valori e simboli della lingua materna, in: Les Poscibeltés dl Ladin, Atti del convegno, Bozen 2004, pp. 24-30.

 

Gisela Klann-Delius, Spracherwerb, Sammlung Metzler, Stuttgart 1999.

 

  1. Kugler, L’alchimia delle parole, Moretti & Vitali Editori, Bergamo 2002.

 

Marie Rose Moro,  Bambini immigrati in cerca di aiuto, UTET, Turin, 2001.

 

Paradis M. (1981), neurolinguistic organanization of a bilingual’s two languages, in: J.E.Copeland and P.W. Davis, The seventh LACUS Forum. Columbia, S. C.:Hornbeam Press.

 

Francine Rosenbaum, Approche transculturelle des troubles de la communication, Masson Paris, 1997.

 

William Starr,  Die Suzuki-Violin-Methode. Ein Handbuch für Lehrer, Eltern und Studenten, 1984.

 

Eva-Maria Thüne (a cura di), All’inizio di tutto la lingua materna, Rosenberg & Sellier, Turin

1998.

 

Renzo Titone, La personalità bilingue, Bompiani, Mailand 1995.

 

Kurt Werner, Wie Kinder leichter sprechen lernen, Herder Verlag, Freiburg, 2000.

 

 

 

[1]              Geneviève Calame-Griaule, Il mondo della parola, Etnologia e linguaggio dei Dogon, Bollati Boringhieri, Turin, 2004, S. 45.2

[2]              Siehe auch: P. Kugler, L’alchemia delle parole, Moretti & Vitali Editori, Bergamo 2002, S. 24,25.

[3]              P. Kugler, a.a.O. S. 28.

[4]              Francine Rosenbaum, Approche transculturelle des troubles de la communication, Masson, Paris 1997.

[5]              Isabel Wartenburger, Einfluss von Spracherwerbsalter und Sprachleistuungsniveau auf die kortikale Repräsentation von Grammatik und Semantik in der Erst- und Zweitsprache, Dissertation 2004, Humboldt Universität Berlin.

[6]                                     Gleichzeitig gibt es auch bei den Erzieherinnen in Deutschland viele praktisch einsprachige Personen, die  bisher keinen echten Kontakt zu einer anderen Sprache und Kultur hatten. Hier sind Aufbaukurse und Untersuchungen angeraten.

[7]              Eva-Maria Thüne (a cura di), Estraneità nella madrelingua, in: All’inizio di tutto la lingua materna, Rosenberg & Sellier, Turin 1998, S. 57-93.

[8]              Assia Djebar, Queste voci che mi assediano, Il Saggiatore, Mailand 2004.

[9]              Jacques Derrida, Il monolinguismo dell’altro, Raffaello Cortina Editore, Mailand 2004.

[10]            A.A. Tomatis, in einem seiner Bücher

[11]            Siehe Manfred Spitzer, Neurobiologie und Pädagogik,  2003.

[12]                                   Wäre eine andere Sprache strukturgleich, dann hätte es keinen Sinn mehr, die Sachen anders zu benennen. Dann könnten wir auch eine globale Sprache schaffen, aber Gott bewahre uns vor diesem erschreckenden Verstummen der Differenzen. Etwas Ähnliches haben wir schon bei den europäischen Institutionen. Da wo gemeinsam etwas ausgedacht worden ist, besteht eigentlich kein Grund mehr, es in verschiedenen Sprachen auszudrücken. Die Übersetzungen sind praktisch wörtlich und die Differenz ist schon aufgegeben.

 

[13]            Siehe auch: Paradis M. (1981), Neurolinguistic organanization of a bilingual’s two languages, in: J.E.Copeland and P.W. Davis, The seventh LACUS Forum. Columbia, S. C.:Hornbeam Press.

[14]            Film von Robert Zemeckis, 1990.

[15]            Siehe auch: Elisabeth Jankowski, Crescere dentro più lingue: la madre insegna a parlare, in: A.A. Il bagaglio invisibile, Progetto Equal Partnership, Brescia 2004, S. 232.

 

[16]            Siehe dazu: Renzo Titone, La personalità bilingue, Bompiani, Mailand 1995.

 

[17]            Siehe dazu: Moro, Marie Rose, Bambini immigrati in cerca di aiuto, Utet libreria, Turin, 2001, S. 93.

 

[18]            Siehe auch: Moro, a.a.O., S. 103.

[19]            Hierzu wären noch mehr Forschungsarbeiten notwendig.

[20]            Siehe dazu: William Starr,  Die Suzuki-Violin-Methode. Ein Handbuch für Lehrer, Eltern und Studenten, 1984.

 

[21]            www.kompetenzzentrum-sprachfoerderung.de

Siehe auch: Elke Schlösser, Zusammenarbeit mit Eltern – interkulturell,Ökotopia Verlag, Münster 2004.